
Bezahlbare Miete statt fetter Rendite!
So langsam erreichen wir wieder die kälteren Jahreszeiten. Meistens wird den Menschen in diesen Monaten Wochen und Monaten, in denen sie den Großteil ihrer Freizeit doch lieber drinnen verbringen, bewusst, wie schön eine eigene Wohnung ist. Am Freitag hatte der Ortsverband DIE LINKE. Radebeul eine kleine Diskussionsrunde mit Caren Ley (MdB), Juliane Nagel (MdL)und mir durchführen lassen, bei der es um die hemmungslose Mietpreisentwicklung in Radebeul ging.
Anna Gorskih (MdL und verantwortlich für den Landkreis Meißen) moderierte die Diskussion und leitete mit dem Fakt ein, dass die Mieten in Radebeul seit 2012 um mehr als 20% angestiegen seien. Das entspricht einer jährlichen Erhöhung von mehr als 2,5%. Im Jahresdurchschnitt stiegen auch die Löhne in diesem Maße an. Das bedeutet, dass die durchschnittliche Jahreslohnerhöhung fast komplett für die Miete aufgebracht wird, die Inflation auf Lebensmittel damit aber nicht ausgeglichen werden kann. Das Wohnen in Radebeul müssen wir uns also leisten können.
In der Debatte kamen wir auch auf genau dieses Thema. Wenn ältere Menschen, die seit Geburt in Radebeul wohnen, von den Mieterhöhungen derart betroffen sind, dass sie sich letztendliche die Miete für ihre Wohnung nicht mehr leisten können, wären sie kaum in der Lage preiswerten Wohnraum im Stadtgebiet zu finden. Es bleibt ihnen also nur die Möglichkeit, aus ihrer langjährigen Heimat wegzuziehen. Das sollte jedoch auf keinen Fall das Ziel der Stadt sein.
Nun kann man selbstverständlich argumentieren, dass es immer Menschen geben wird, die sich teuren Wohnraum leisten können. Frei nach dem Motto: Der Markt regelt das. Doch haben wir eben auch eine Verantwortung denjenigen gegenüber, die nicht aus ihrer Heimat wegziehen wollen, sich aber hier keine Wohnung mehr leisten können.
Als Stadtratsfraktion wollen wir uns in den nächsten Monaten intensiver mit dem Thema “Wohnen in Radebeul” auseinandersetzen. Das alles soll in einem Antrag unserer Fraktion münden, in dem wir Lösungsmöglichkeiten anbieten wollen, die der Mietenexplosion im Stadtgebiet entgegenwirken können. Wohnen ist ein Menschenrecht und dementsprechend haben wir Stadträtinnen und Stadträte auch eine Verantwortung gegenüber denjenigen, die sich schwer tun, den teuren Wohnraum in ihrer Heimat bezahlen zu können.
Im Übrigen kam in der Sächsischen Zeitung vom 31.08.2020 ein interessanter Artikel über die Immobilienpreisentwicklung im Landkreis Meißen (leider mit Bezahlschranke). Radebeul ging als unrühmliches Beispiel vorneweg. Hier kosteten neue Eigentumswohnungen im Schnitt 3.900€/qm, 400€/qm mehr als im Jahr 2018. Auch für Weiterverkäufe stieg der Quadratmeterpreis um 340€ auf gut 2.000€!
Daher ist unsere Losung nach wie vor: Bezahlbare Miete statt fetter Rendite!