Symbolbild des Karl-May-Museums

Neubau für’s Karl-May-Museum?

In der Sitzung im Feb­ru­ar 2019 wurde dem Rade­beuler Stad­trat eine per­spek­tivis­che Entwick­lung des Karl-May-Muse­ums in Rade­beul vorgestellt. Das Konzept war wahnsin­nig inter­es­sant und würde dem Muse­um sich­er deut­lich Pres­tige ein­brin­gen und für mehr BesucherIn­nen sor­gen. Die Idee find­et ihr auf der Web­site des Muse­ums hier.

Jet­zt sehe ich allerd­ings auch ein Prob­lem. Und zwar kein allzu kleines. Das Muse­um hat zu wenig Geld, um solche Vorhaben tat­säch­lich umzuset­zen. Ver­an­schlagt ist eine Investi­tion von 10 Mio. €. Wir von der Stadt müssen also, neben Bund und Land, unter­stützend ein­greifen. Das wäre auch alles gar kein großes Prob­lem, wenn es keine anderen Baustellen gäbe. Doch so zeigt es, wo die Stadt ihre Pri­or­itäten set­zen würde.

Zum einen hat­te ich in meinem let­zten Beitrag aufgezeigt, dass es uns als Stadt mit ein paar Knif­f­en möglich sein kön­nte, die Essensver­sorgung der Kinder­gartenkinder in der Stadt für die Eltern kosten­los zu ermöglichen. Dazu müsste man prüfen lassen, inwiefern es mach­bar ist, den Eltern die Kosten, die sie laut Säch­sis­chem Kindertagesstät­tenge­setz §15 Absatz 6 bezahlen müssen, vom Rade­beuler Sozialamt erstat­ten zu lassen. Im Worst-Case-Szenario würde das die Stadt 1,8 Mio.€ kosten, die von einem regelmäßi­gen Jahresüber­schuss in Höhe von meist 2–5 Mio. € (2018: 2,7 Mio.€, 2017: 4,9 Mio.€, 2016: 4,6 Mio.€) dur­chaus gedeckt wären.

Gehen wir nun ein­mal davon aus, dass die Stadt im kom­menden Jahr keinen aus­geglich­enen Haushalt hin­bekäme: Wäre es richtig, dem Karl-May-Muse­um mehrere Hun­dert­tausend Euro zuzuschießen, um einen solchen Prunk-Bau hinzuset­zen, aber Eltern von Kindern im Alter von 3–6 Jahren für die Kosten der Essensver­sorgung her­anzuziehen? Touris­mus­förderung, und nichts anderes wäre das an dieser Stelle, ist eine frei­willige Auf­gabe der Kom­munen. Ich finde daher, dass das Geld für einen solchen Bau durch die Stadt falsch investiert wäre.

Durch den Weg­fall der Gelder des Sol­i­darpak­tes in den kom­menden Jahren und die ständig wach­sende Kreisum­lage (die im Übri­gen einen der größten Posten unser­er ordentlichen Aufwen­dun­gen aus­macht), halte ich solche Pres­tige-Objek­te für fehl am Platz. Stattdessen soll­ten wir uns lieber darum küm­mern, wenn wir schon Geld in Gebäude steck­en wollen, lieber unsere Schwimmhalle fit zu machen, einen 3. Sport­platz zu bauen, um das Wein­bergsta­dion zu ent­las­ten, und unsere Schulen, Kindergärten und Horte saniert bzw. gebaut bekom­men.

Und um Missver­ständ­nis­sen vorzubeu­gen: Ja, das Karl-May-Muse­um ist ein wichtiger Fak­tor für die Attrak­tiv­ität der Stadt. Es bleibt den­noch die Frage, ob dieser (bish­er noch in der Konzep­tion befind­liche) Neubau für die Ein­rich­tung über­leben­snotwendig ist…